Hallo! Ich bin Tobi, dein Experte für abenteuerliche Herausforderungen.
Bei 3000ern, Klettersteigen oder Hochtouren geht mein Herz auf!
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Für die nächsten zwei Tage ist recht gutes Wetter angesagt. Das bedeutet, dass wir den Aufstieg zum Mont Blanc wagen werden. Treffpunkt am Freitag um 7:30 Uhr in Les Houches an der Seilbahn Bellevue.
Meine Schulter schmerzt zwar noch etwas vom Vortag, doch die Bergführer meinen, dass ich es auf jeden Fall probieren sollte – nur die Harten kommen schließlich in den Garten! So parken wir also das Auto auf dem Seilbahnparkplatz pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt und stellen uns in die Schlange für die Ticketausgabe. Vor uns steht ein japanisches Pärchen mit Helm und GoPro. Den Helm selbstverständlich schon auf dem Kopf – man weiß ja nie *g* So gesichert bekommen sie – wie auch wir – unsere Tickets für das Adlernest, Nid d’Aigle, ausgehändigt. Erst eine kurze Fahrt mit der Gondel, dann wird in den nostalgischen Zug mit Zahnradantrieb umgestiegen und schon stehen wir am Ausgangspunkt der Tour. Ab hier geht es nur noch per pedes.
Um diese Zeit ist die ganze Bahn voller Bergsteiger mit Ziel Mont Blanc. Grüppchen um Grüppchen macht sich auf den Weg zur Goûter-Hütte – wir starten noch vor den Japanern, die immernoch mit Helm auf der sicheren Seite sind. Auf einem normalen Wanderweg geht es gediegen bergauf und an morgendlich grasenden Steinböcken vorbei. Sie scheinen Wanderer schon so gewöhnt zu sein, dass sie sich auf 2, 3 Meter bis zu uns rantrauen. Sind schon schöne Tiere 🙂 Der Weg führt uns immer weiter hoch, bleibt aber stets mittelschwer – bis wir zum kleinen Tête Rousse Gletscher gelangen. Hier sehen wir den Wächter des Mont Blanc in einer Holzhütte. Ein Nepalesi ist abkommandiert, Flip Flop-Touristen vom Weitergehen abzuhalten – denn jetzt wird es alpin!
Der Gletscher ist jedoch so flach und unaper, dass wir keine Steigeisen anlegen brauchen. Wir gehen am Zeltlager, dass am Tête Rousse erlaubt ist, vorbei und kraxeln ein paar Meter zum Grand Couloir empor. Das ist die einzige unberechenbare Stelle der ganzen Route. Hier gibt es im Schnitt pro Jahr drei Tote durch Steinschlag. Die lange, steile Rinne produziert am laufenden Band neue Wurfgeschosse, die von kleinen Kieselsteinen bis zu kühlschrankgroßen Brocken reichen. Unsere Chancen stehen jedoch gut, da wir relativ früh dort ankommen: 10:45 Uhr, die Sonne scheint gerade erst rein. Jetzt stehen wir vor der circa 60 Meter langen Strecke, die quer durch das Couloir geht. Der Bergführer brieft uns noch kurz: möglichst durchrennen und auf unsere Füße schauen, er schaut hin und wieder nach oben, ob ein Stein kommt. Falls einer kommt, schneller rennen. Und nun geht es los: gerade kommt kein Stein, der Sprint startet. Wir rennen durch das Geröll, etwas hoch und dann 50 Meter waagerecht. Die Spur ist circa 30 Zentimeter breit, ein Schritt daneben würde keinen Absturz bedeuten, aber doch eine Verzögerung der Seilschaft. Das wollen wir nicht, deswegen passt jeder auf und wir kommen heil auf der anderen Seite des Couloir an. Kaum haben wir etwas durchgeschnauft, prasselt eine Ladung faustgroßer Steine die Rinne hinunter – mit einem Affenzahn. Glück gehabt…
Ab hier müssen wir, teils über Blockwerk bis zum zweiten Grad, teils per Drahtseil gesichertem Klettersteig 500 Meter hoch zur Goûter Hütte kraxeln. Und das auf etwa 3500 m.ü.M. Könnte ich meinen rechten Arm voll einsetzen, wäre das kein großes Problem, aber so quäle ich mich schon etwas. Bei den letzten Metern bis zur alten Goûter Hütte wird mir etwas schlecht, mein Rucksack-Bauchgurt sitzt wohl zu eng (nein, nein, ist nicht von der Anstrengung auf der Höhe *g*). Oben angekommen heißt es nun Steigeisen anlegen und nochmal 300 Meter zurücklegen – zur hyper-modernen neuen Goûter Hütte.
Wie ein Ufo sitzt sie silber-glänzend auf einem Vorsprung. So ganz kann ich den Anblick nicht genießen, ich will nur noch rein und mich ausruhen. Um 1 Uhr sind wir angekommen – das war also eine 4 1/2 Stunden Wanderung mit 1500 Höhenmetern nur Aufstieg. Zur Vorbereitung bin ich auch schon mal auf den Pilatus – ebenfalls 1500 Höhenmeter, in 5 1/2 Stunden – hoch und runter… Also eigentlich kein großes Problem für mich – aber die Höhe und vielleicht die Behinderung wegen meiner Schulter machen mich fertig. Kurz eine Mittagssuppe geschlürft, anderthalb Liter Mineralwasser getrunken und noch etwas Schokolade zum Nachtisch und ab ins Bett für ein Regenerationsnickerchen. Oder zumindest für einen Versuch. Denn jetzt im Stillen merke ich, dass ich Kopfschmerzen habe – zwar nur leichte, aber es reicht um mich vom Schlafen abzuhalten. Dann döse ich halt nur – zu etwas anderem bin ich gerade nicht fähig.
Um kurz vor 17 Uhr entscheidet Benni, mein Seilpartner – er hatte sich in der Zwischenzeit auch hingelegt – dass es jetzt genug sei und wir ein paar Fotos machen sollten. Eigentlich wollte ich bis um 18:30 Uhr, wenn es Abendessen gibt, schlafen, aber da es ja sowieso nicht klappt, stehe ich mit auf. Das ist glaube ich eine gute Entscheidung. Erstens sehe ich im Gastraum, dass fast alle Bergsteiger entweder schlafen oder sehr müde rumhängen (sogar unser Bergführer hat sich hingelegt!) und zweitens kommt langsam aber sicher meine Energie zurück. Ein bisschen frische Luft hier, etwas Fruchtgetränk dort und schon kommt meine Hoffnung auf einen Gipfelsieg zurück. Den hatte ich im Halbschlaf nämlich schon fast aufgegeben, denn ich hatte mir eine Höhenkrankheit samt Lungenembolie ausgemalt. In diesem Stadium ist übrigens die eine Japanerin noch – also nicht bei der Lungenembolie, sondern beim Ausmalen. Sie ist kreideweiss in die Hütte gekommen und sah richtig schlecht aus. Jetzt liegt ein Pulsoximeter neben ihr und sie leidet.
Wir gehen raus, machen ein paar Fotos durch ein paar Wolkenlöcher und verbringen die Zeit bis zum Essen mit Lesen. Von dem, was jetzt kredenzt wird (Gemüsesuppe, Käse, Fisch, Risotto, Pudding) nippt unsere Japanerin nur etwas – mir dagegen schmeckt es wieder und es wird reichlich zugeschlagen! So gefüllt werfe ich mich um kurz nach acht ins Bett – denn um 2 Uhr in der Nacht ist Frühstück angesagt. Das Schlafen mag mir nicht wirklich gelingen, aber zumindest eine Schlafphase konnte ich zählen.
Tag 2: Von der Goûter-Hütte zum Mont Blanc
Um 1:50 Uhr klingelt der Wecker, leise aus dem Bett gekrabbelt (sind aber eh schon fast alle wach), den Rucksack geschnappt und kurz auf die Toilette – das muss reichen. Noch ist die Tür zum Gastraum verschlossen, eine lange Menschenschlage davor hat sich schon gebildet. Hinten anstellen ist angesagt. Irgendwann geht die Tür endlich auf und der Weg zum Frühstücksbuffet wird frei. Kaum zu glauben, aber mir schmeckt das Essen so früh morgens. Kaba, Kornflakes und etwas Hefegebäck sollen mir einen guten Start in den Tag geben.
Jetzt schnell runter in den Vorraum und Schuhe, Steigeisen und Sitzgurt angezogen. Noch ist es angenehm kalt – Skiunterwäsche, T-Shirt und eine dünne Regenjacke genügen erstmal. Im Dunkeln mit Stirnlampe geht es nun als nuff. Ein unschwieriger Gletscherwackler führt uns die erste Stunde am Dôme du Goûter vorbei. Jetzt bekommen wir aber die Eiseskälte des Nordwindes zu spüren. Die drei Schichten reichen nicht mehr aus und meine Zehen und Finger beginnen zu frieren. Noch sind es 500 Meter und 100 Höhenmeter bis zum rettenden Vallot-Biwak – wie soll ich meine Extremitäten jemals wieder warm bekommen – denn die dünnen Handschuhe sind nicht winddicht, so dass ich mittlerweile über das Plateau mit verschränkten Ärmen laufe. Nach gefühlt endloser Zeit erreichen wir die Nothütte und entern diese über eine Eisenleiter. Drinnen liegen zwei Menschen im Schlafsack und regen sich nicht. Wir gehen mal davon aus, dass sie nur schlafen und bemühen uns, uns leise warm anzuziehen. Jetzt kommt noch zusätzlich ein warmes Merinowollteil dazu, eine mit Wolle gefütterte Weste und ein Kapuzenpulli. Dann noch warme Überziehhandschuhe und ein Buff für den Hals und einer über den Kopf. Jetzt bin ich warm und so langsam tauen im windgeschützten Biwak die Hände und Zehen wieder auf.
Doch jetzt geht es wieder raus. Die Eiseskälte macht mir – nun gut eingepackt – nichts mehr aus. Mit meinen Lowa Cevedale bin ich zwar fußtechnisch etwas underdressed, aber ich habe Glück, denn der Bergführer meint, dass es heute recht warm wäre. Meine nächsten Schuhe für kommende Hochtouren werden jedenfalls ein Level wärmer und stabiler.
Die Schlussetappe hat nun begonnen. Noch ist es dunkel, die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Ein Schritt wird eingeatmet, der nächste ist zum Ausatmen da. So stapfen wir bei stürmischem Wind bis zu 60 km/h den Bosses-Grat entlang. Das ist eine der schwierigen Stellen des Normalweges auf den Mont Blanc. Wenn wir den Eispickel setzen wollen, wird der Schaft ständig vom Wind versetzt. Teilweise krabble ich auf allen Vieren, um immer einen festen Stand zu haben. Aber wir kommen gut vorran und bald schon ist der Gipfel in Sicht. Nur eine Gruppe, die eine andere Route genommen hat, ist vor uns oben. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, taucht den Horizont aber schon in tolle Farbkombinationen aus Gelb bis Rot.
Um halb sechs erreichen wir den Gipfel des Mont Blanc und sind überglücklich. Das war viel leichter als gedacht. Die Kondition hat trotz des fatalen Vortags super mitgespielt und meine Schulter war für den Gletscherwackler nicht mehr vonnöten. Zum Glück können wir am Gipfel ein, zwei Meter Richtung Norden absteigen, damit wir windgeschützt den Sonnenaufgang genießen können. Ein fantastisches Schauspiel am höchsten Punkt der Alpen. Doch schon bald nehmen wir den Abstieg in Angriff, diesmal mit Licht – so machen wir quasi eine völlig neue Wanderung. Runter geht es immer leichter, so auch jetzt. Auch dank dem Tageslicht ist es leichter, sich auf den Füßen zu halten. Kurz vor dem Vallot-Biwak treffen wir alte Bekannte wieder: die Japaner – natürlich mit GoPro – sind auf dem Weg nach oben. Sie hat sich über Nacht offensichtlich ganz gut erholt und nach aufmunternden Gesten, dass es am Gipfel super schön sei, geht sie auch frohen Mutes weiter. Bestimmt sind sie oben angekommen.
Für uns geht es nur noch runter: kurze Trinkpause am Biwak und schon sind wir wieder an der Goûter-Hütte. Dort wird die Skiunterwäsche ausgezogen und noch ein, zwei Kraftriegel für die Kraxelei nach unten vernascht. Das Abklettern geht prima, bis wir zu einer Dreierseilschaft aus Bergführer plus zwei Gästen kommen, die sich recht schwer tun. Auf dem schmalen Weg ist kein Vorbeikommen. Wir klettern bestimmt 30 Minuten hinter den Dreien her, so dass sich ein Stau von um die 20 Bergsteigern ergibt. Keiner kommt vorbei und der mentale Druck auf die beiden Gäste wird immer größer, da sie die Leute bestimmt auch wahrnehmen. Doch der Bergführer kennt kein Pardon und treibt beide immer weiter. Letztendlich ergibt sich eine gute Gelegenheit für eine Abkürzung für uns und die nehmen wir. Jetzt kann es weitergehen mit der rasanten Fahrt. Vorbei am Grand Couloir – wieder haben wir einen guten Moment erwischt – dann zum Tête Rousse bis wir nach einem schier endlosen Hatsch wieder am Adlernest ankommen. Um 11:30 Uhr fahren wir wieder runter nach Les Houches.
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