Die Wanderung aufs Brudelhorn ist eine absolute Toptour für Genußwanderer. Nicht allzu weit, ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Dafür umso mehr Plätze zum Verweilen und Sein. Da der Gipfel mit 2791 Metern recht weit oben liegt, bietet sich die Wanderung eher im Früh- als im Spätherbst an.
Ausgangspunkt ist die Alpe Ladstafel an der Nufenenpassstraße. Von dort geht es über eine steinerne Brücke, von wo aus man der Beschilderung zum Brudelhorn folgt. Das erste Stück begleitet uns das Röhren der Motorräder, die über den Pass rattern. Wir denken schon ‚Na toll, das ist ja idyllisch hier. Das hatten wir uns geräuschtechnisch aber anders vorgestellt‘. Doch als wir um die nächste Ecke biegen, verstummt der Motorenlärm und weicht zunächst dem Rauschen eines Wasserfalls, später der herbstlichen Stille einer recht einsamen Wanderregion.
Unterwegs begegnen wir mehr Murmeltieren als anderen Wanderern. Nach etwa 1,5 Stunden erreichen wir die Hochfläche der Distelalp.
Nochmals eine Stunde später glitzert uns der Distelsee entgegen. ‚Setz Dich zu mir! Es ist Zeit für eine Pause! Auf den Gipfel kannst Du später immer noch…‘, scheint er uns verführerisch zuzurufen. Kurz zögern wir, doch dann gehen wir diszipliniert weiter. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Und so weit ist es gar nicht mehr zu auf das Brudelhorn.
Bis an den Fuß des Gipfels führen uns gut ausgebaute Wege. Das letzte Stück ist ein bißchen steiniger – nicht überraschend für einen Berg dieser Höhe. Immerhin ist das Brudelhorn beinahe 2800 Meter hoch. Auch wenn viele Markierungen den Weg weisen – beim Aufstieg verfehlen wir ihn manchmal und müssen hin und wieder etwas kraxeln.
Nach dem obligatorischen Eintrag ins Gipfelbuch suchen wir uns ein lauschiges Plätzchen. Ein abgeschrägter Stein dient quasi als steinerner Liegestuhl. Alle Mühen des Aufstiegs sind vergessen. Wir nehmen unser wohlverdientes Gipfelmahl ein und machen danach ein kleines Nickerchen. Was gibt es Schöneres als in der Natur, wohlig aufgewärmt von der Sonne mit Blick auf die Berge sanft einzuschlummern?
Das einzige Argument, das uns schließlich vom Gipfel weglocken kann, ist die freudige Erwartung einer weiteren Rast – und zwar am Distelsee, den wir beim Aufstieg schändlich haben links liegen lassen.
Noch lange sitzen wir am See, beobachten die Fische im Wasser, die Berge ringsherum und träumen schon von unseren nächsten Abenteuern in den Bergen.
Bevor es dunkel wird, geht es auf dem selben Weg zurück zur Ladstafel. Der Verkehrslärm hat uns wieder. Morgen auch der Alltag. Aber der Tag auf dem Brudelhorn wird uns noch lange daran erinnern, wie schön das Leben sein kann!