Biene

Biene

Die Autorin dieses Artikels

Hallo! Ich bin Sabine, deine Expertin für Genusswanderungen und immer auf der Suche nach den schönsten Aussichten und chilligsten Plätzen in der Natur, maximal im mittleren Schwierigkeitsbereich




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Die Lombardei als Wanderziel

Wenn in den Nordalpen unbeständiges Wetter angesagt ist, bleibt nur die Flucht in den sonnigen Süden. Diesmal hat es uns für ein Wochenende in die Lombardei verschlagen. Das architektonische und kulturelle Highlight der Region ist ohne Frage Mailand mit seinem weißen Dom aus Marmor und der weltbekannten Mailänder Scala. Doch für alle, die sich nach ein paar Tagen Stille in der Natur sehnen, bietet die Lombardei ganz wunderschöne und nicht überlaufene Landschaften. Zum Beispiel in der Region des Comer Sees.

Toureninfo

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Der Weg zum Bacino del Truzzo

Im Valchiavenna liegt auf 2080 m.ü.M. der Bacino del Truzzo – ein kleiner, aber feiner Stausee. Eingebettet in eine einzigartige Landschaft aus Stein und Fels. Er soll das Ziel unserer heutigen Wanderung sein. Es muss schließlich nicht immer ein Gipfel sein. Das träumerische Beobachten der glitzernden Wasseroberfläche und das bedächtige Lauschen kleiner Wellen machen mindestens genauso viel Spaß wie eine 360°-Gipfelschau.

Um der Mittagshitze zu entgehen, starten wir mal ganz antizyklisch erst am Nachmittag. Das schöne an den langen Tagen im Frühsommer ist, dass man seine Streifzüge bis in den späten Abend ausdehnen kann, ohne dass einem das Licht ausgeht. Startpunkt ist das Wasserwerk kurz vor San Bernardo – erreichbar auf einem guten Asphaltsträßchen von San Giacomo de Filipo aus. Beim Wasserwerk gibt es einen Parkplatz, auf dem wir unser Mufflonomobil abstellen.

Am Brunnen vor dem Kraftwerk gönnen wir uns nochmal einen kräftigenden Schluck kühles Nass. Das empfehlen wir auch allen, die die Tour nachwandern wollen, denn es gibt nach Caurga erst wieder am See die Möglichkeit zum Nachfüllen. Zumindest haben wir unterwegs kein ohne Aufbereitung trinkbares Wasser gefunden. Unsere 2 Liter stellten sich aufgrund dieser Tatsache als etwas knapp bemessen heraus…

Wir starten die Wanderung rechts am Kraftwerk vorbei. Es geht moderat ansteigend auf einem gepflasterten Saumweg durch den Wald – immer am Bach des Valle del Drago entlang. Die Bäume spenden angenehm kühlenden Schatten.

Saumpfad zum Bacino del Truzzo
Auf einem alten Saumpfad geht es von San Bernardo zum Bacino del Truzzo

Wir durchqueren die idyllischen kleinen Örtchen Sant Antonio und Caurga, wo der Weg zum Bacino del Truzzo nach rechts abzweigt. Plätscherte der Weg bislang sanft ansteigend vor sich hin, wird es nun ernst in Sachen Aufstieg. In schier endlosen Serpentinen geht es als nuff. Lieber nicht allzuoft die steile Wand nach oben schauen. Es könnte sich demotiviernd auswirken, wenn man sieht, wie viele Höhenmeter noch vor einem liegen.

Gepflasterter Saumweg zum Bacino del Truzzo
Der Saumweg zum Bacino del Truzzo ist mit Liebe gepflastert – da stecken viele Arbeitsstunden drin

An einem Wasserfall füllen wir unseren – wie wir inzwischen festgestellt haben wiedermal knappen – Wasservorrat auf. Nur um kurz darauf festzustellen, dass die Farbe nicht so einladend aussieht und sich kleine Tierchen im Wasser befinden. Wir haben gelesen, dass andere Wanderer ihre Flaschen beim Stausee aufgefüllt haben. Bis dahin müssen wir nun mit einem Liter auskommen.

Alpe Richtung Bacino del Truzzo
Eine einsame Alpe liegt geruhsam auf einer kleinen Hochebene

Der Aufstieg an sich ist wunderschön. Durch die vielen Serpentinen zieht er sich aber in der Hitze, die auch am späten Nachmittag noch vorherrscht ziemlich in die Länge.

Schließlich sehen wir linker Hand den Hubschrauberlandeplatz und einige Gebäude, die zum Kraftwerk gehören. BabyMufflon schlägt vor, den Weg direkt dorthin zu nehmen, da es dort den erwarteten Brunnen vermutet. Doch PapaMufflon hat bereits den Weiterweg geradeaus eingeschlagen. Dieser führt auch zum See, aber eben nicht an den Gebäuden vorbei.

Eisschollen auf dem Bacino del Truzzo
Ende Mai schwimmen auf dem Bacino del Truzzo noch jede Menge Eisschollen umher

Als wir den See erreichen, verfallen wir erst einmal ins Staunen. Der See wird umringt von hohen Bergen und ist dadurch gut beschattet. Zahlreiche Eisschollen zieren die Wasseroberfläche. Fast fühlen wir uns ein bisschen in arktische Verhältnisse versetzt. Malerisch ragt der Wachturm der Kraftwerkszentrale über den See hinaus. Keine Menschenseele außer uns weit und breit. Lediglich einige Schafe tummeln sich auf den Hügeln am Südufer des Sees.

Schafe auf Beobachtungsposten auf einem Felsen am Bacino del Truzzo
Schafe beobachten uns aus sicherer Entfernung

Neugierig beobachten sie die späten Besucher und widmen sich schon bald wieder der Suche nach frischem Gras. Wir hingegen suchen den versprochenen Brunnen und werden nicht fündig. Weder am Wachturm, noch an den Baracken am See, auch nicht an der Staumauer selber. Wir sehen uns schon jämmerlich verdursten. Eine letzte Verzweiflungstat lässt Papa Mufflon doch die 300 Stufen runter zum Hubschrauberlandeplatz gehen und siehe da – Baby Mufflon hat doch immer wieder recht: dort sprudelt das kühle Nass. Gerettet!

Die Sonne verschwindet schon bald hinter den Bergen und es wird merklich kühler. Eingepackt in warme Jacken streifen wir noch ein bisschen durch das Gelände. Jede Menge verlassene Baracken, teilweise schon halb zerfallen, geben eine interessante Kulisse ab.

Turm am Bacino del Truzzo im Abendlicht
Ein Wachturm an der Staumauer im Abendlicht.

Der Sonnenuntergang taucht den Himmel in einen zarten Ton aus Blau und Lila. Warum nehmen wir uns nicht viel öfter die Zeit, dieses wunderschöne Ereignis bewusst zu erleben? Selbst bei einer Hüttenübernachtung sitzt man abends meistens in der Stube beim Essen, Trinken oder Kartenspielen, während draussen ein Naturschauspiel vor sich geht, das schöner und erstaunlicher ist als alles, was der Mensch je künstlich erschaffen kann.

Sonnenuntergang Bacino del Truzzo
Der Tag verabschiedet sich mit einem wundervollen Farbenspiel am Himmel
Schaf im Sonnenuntergang am Bacino del Truzzo
Auch die Schafe scheinen das abendliche Schauspiel zu bestaunen

Mit dem Erlöschen des letzten Tageslichts ziehen wir uns auf unseren Ruheplatz zurück. Zugegeben – es gibt gemütlichere Nächte als an der Frostgrenze in einem Zelt. Und so sind wir froh, als am frühen Morgen der neue Tag erwacht und wir uns wieder in Bewegung setzen können.

Alpenglühen am Bacino del Truzzo
Mit einem letzen Aufglühen verabschiedet sich der Tag entgültig und übergibt die Welt dem grauen Schleier der Nacht

Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln zunächst nur die Bergspitzen und breiten sich allmählich nach unten aus. Wir wandern weiter bis wir ein sonniges Plätzle finden, auf dem wir unser Frühstück einnehmen können.

Sonnenaufgang am Bacino del Truzzo
Sonnenaufgang am Bacino del Truzzo – endlich wieder wärmende Sonnenstrahlen!

Auch die Schafe sind schon auf den Beinen und leisten uns ein bißchen GesellSCHAFt. Wir engagieren sie zu einer kleinen Fotosession und verabschieden uns. Der Abstieg erfolgt auf dem selben Weg, auf dem wir gekommen sind. Es gäbe noch einen Alternativweg über die Alpe Prosto, der aber a) ziemlich schlecht ausgeschildert und b) schwieriger sein soll.

Schafe am Bacino del Truzzo
Schafe sind unsere einzigen Begegnungen am Bacino del Truzzo

Hinweis: eine Nacht unter freiem Himmel ist eine tolle Sache! Damit die Umwelt bei deinem Abenteuer keinen Schaden nimmt, gibt es allerdings einiges zu beachten. Die Alpenvereine haben jeweils Broschüren für das Übernachten in der Bergwelt erstellt:

Damit auch viele andere Naturliebhaber nach dir noch Spaß in den Bergen haben, halte dich an die entsprechenden Regeln und verschwinde am nächsten Morgen genauso laut- und spurlos wie du am Abend erschienen bist.

Weitere Tipps, was man unbedingt bei einer Übernachtung in der freien Natur beachten sollte, gibt Sven auf seinem Blog aufundab.eu.