Hallo! Ich bin Tobi, dein Experte für abenteuerliche Herausforderungen.
Bei 3000ern, Klettersteigen oder Hochtouren geht mein Herz auf!
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Schneeschuhwandern in Spanien? Häh? Klingt komisch, ist aber so! Ich war drei Tage im Norden Spaniens mit Schneeschuhen zu zwei Berghütten unterwegs. Es ging den – zu dieser Jahreszeit vielleicht eher unpassenden Namen – carros de foc – Streitwagen des Feuers – entlang.
Ich bin nicht ganz so sportlich wie die Erstbegeher der Runde, die den carros de foc damals in einem Tag gemeistert haben – allerdings im Sommer (das kann ja jeder…). Deswegen quartiere ich mich erst mal in Espot im gemütlichen Hotel Saurat ein. Der ganze Ort hat noch den Charme eines alten Bergdorfes. Sehr wenige Häuser, die meisten aus Stein. Ein paar urige Kneipen, zwei, drei Dorfläden und eine handvoll Hotels. Könnte auch aus einem 40er-Jahre Schundroman sein. „Mein“ Hotel hat den Vorteil, dass ich erstens meinen Mietwagen auf dem Parkplatz lassen kann und zweitens mein restliches Gepäck bis Sonntag deponiert bekomme. Wird gerne wahrgenommen 🙂
Am nächsten Morgen geht es dann los: die Schneeschuhe am Rucksack festgetackert marschiere ich in Richtung Torre del Moros, der den Ort überragt. Nach circa einem Kilometer zweigt der Weg nun rechts ab das Tal hinter. Die Schneedecke hält sich noch in Grenzen, ich schreite über einer sehr harten Schneeschicht den Bergen entgegen. Bald tauche ich in den lichten Birkenwald ein, der schön durch die Sonne beschienen wird. Am Ende des kurzen Waldstücks befindet sich auch schon der erste der gewundenen Seen – wie der Nationalpark Aigüestortes, wo ich mich befinde, übersetzt heißt.
Die Wegfindung durch den darauf folgenden Nadelwald ist gar nicht so leicht im Winter. Das lese ich jedenfalls aus der gewählten Routenwahl meiner Vorgeher. Mit meinem relativ großen Rucksack – immernoch mit anmontierten Schneeschuhen – stoße ich hier und da an Bäumen an und oftmals muss ich tief in die Knie um unter Ästen durchzutauchen. Als es dann steil nach oben durch immer tiefer werdenden Schnee geht, werden die Raquetas de Nieve dann doch angezogen.
Es geht nun immer weiter die Talstufe hoch, vorbei an den spärlicher werdenden Bäumen. Die 2000er Berge kommen näher und die Einsamkeit wird mir immer bewusster. Seitdem ich den Talort verlassen habe, sind mir nur 3 Männer begegnet, die nicht so aussahen, dass sie vorhaben bis zum Rifugi zu laufen. Bis zum Nachmittag des nächsten Tages sollte ich auch alleine auf der Piste bleiben! Die Pyrenäen scheinen im Winter noch nicht so ganz überlaufen zu sein.
Seit Stunden bin ich übrigens im T-Shirt unterwegs – noch ein Unterschied zu den hiesigen Alpen. Wenn die Sonne scheint, dann wird’s warm. Das merkt man auch am Schnee. Auf den Südhängen wird er schon ab 11 etwas sulzig. Nichts desto trotz bahne ich mir den Weg zum idyllisch gelegenen Rifugi JM Blanc und bin schon um 1 an der Hütte. Die beiden Wirte Guim und Guilliem waren aber noch unterwegs – auf Promotiontour, wie sich nachher herausstellte.
Was also tun? Ein Berg muss her. Im Vorfeld hatte ich mir den Tuc de Saburó ausgesucht. Also los. Da ich den vorhandenen Spuren über den See nicht traue, schlängle ich mich am Rand entlang – später sollte sich herausstellen, dass der See unter einer 1 Meter großen Eisschicht liegt. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste 😉
Es geht nun drei Plateaus hinauf – jeweils mit zugefrorenem See – bis der Tuc de Saburó vor einem steht. Im Trott verpasse ich jedoch leider den noch nicht gespurten Abzweig zum Gipfel und tappe mit meinen Schneeschuhen seitlich der Skitourenspur entlang. Weiter, immer weiter, bis mir auf halbem Aufstieg zur Collada de Saburó, der Schulter, bewusst wird, dass ich völlig falsch bin. Die Zeit und vor allem die Kraft langt mir nicht mehr, um umzudrehen – deswegen gehe ich halt ganz hoch und genieße so den knapp 250 Meter tieferen Ausblick.
Zurück geht es auf den selben Weg, die letzten Meter schon mit letzter Kraft. Ein Glück sind die Wirte nun da und können mir ein selbst zu mischendes Clara, oder wie es in Deutschland heißt: Radler, kredenzen. Wunderbar 🙂 Das Refugi JM Blanc ist klein, aber fein. Es hat eine gemütliche Gaststube mit prasselndem Feuer im Kamin, Duschen mit Warmwasser (1 Euro für 6 Minuten! Luxus!!!) und !!!free!!! WiFi. Wenn man möchte, kann man sogar mit Karte bezahlen. Also da können sich die Alpen in Sachen günstiger Technik noch etwas abguggn.
Trotz des perfekten Wetters bin ich der einzige Gast auf der Hütte! Am nächsten Tag kämen zwanzig, aber heute gilt mir die ganze Aufmerksamkeit. Deswegen kann die im Hintergrund laufende Reggaemusik auch ruhig ein paar Dezibel lauter gestellt werden – für die chillige Atmosphäre. Mit dem free! WiFi geht der Abend schnell vorüber und um 19:30 Uhr gibt’s Abendessen. In einer Auflaufform überbackene Spaghetti mit Lachs. Seeehr lecker und die Nudeln sind genau die richtigen Energiespeicher für einen anstrengenden morgigen Tag!
Doch beim Abgeben des Tellers sehe ich noch einen weiteren, vollen stehen. Das sei der nächste Gang, ein riesiger Suppenteller voll Gemüsesalat mit Erbsen, Karotten und Oliven. Ach sooo, „segundo plata“ versuche ich in meinem gebrochenen Spanisch festzustellen (die Wirte können natürlich auch Englisch, aber wann kommt man mal dazu, sein Spanisch auszuprobieren). Nein, eher „medio curso“ meint Guilliem. Ach du Schreck – dabei bin ich doch jetzt schon satt!?!? Hilft nix, als guter Kunde wird zumindest die Hälfte des Gemüses gegessen. Ganz verschämt tausche ich sodann den zweiten Teller gegen einen dritten, ein Rindsgulasch. Auch davon hätte ich ausreichend satt werden können. So tut es mir mega-leid, dass ich beim besten Willen auch wieder nur die Hälfte davon essen kann. Das Dessert, Ananasscheiben, gehen bei mir zum Glück immer rein.
Glücklich und kugelrund geht’s in die Heia (zwar Massenlager, aber ich bin ja allein *g*).
Hinweis: Bei Winterwanderungen im Schnee herrscht Lawinengefahr – nur mit LVS, Sonde, Schaufel* und Studium des Lawinenbulletin unternehmen und vorher eine Lawinenausbildung machen!
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