Schwindelfrei? Im Baltschiedertal kannst Du es testen!

Spektakuläre Wanderung entlang der Suonen Niwärch und Gorperi im Baltschiedertal im Wallis. Auf schmalen Wegen wandern wir entlang der Wasserläufe, teilweise führt der Weg über schmale Holzbalken über dem Abgrund. Schwindelfreiheit ist ein Muss auf dieser ansonsten technisch unschwierigen Wanderung. Einige Stellen können durch Tunnel umgangen werden (Taschen- oder Stirnlampe nicht vergessen!).

Suonen im Wallis

Wer schon einmal auf Madeira war, kennt die schönen Wanderungen entlang der Levadas. Künstliche Wasserläufe, mit denen Wasser aus niederschlagsreichen Gebieten in niederschlagsärmere Teile befördert wird. Ähnliche Wasserleitungen gibt es auch im Wallis. Eine davon ist im Baltschiedertal, dort tragen sie ‚Suonen‚.

Die Suonen sind historische Wasserkanäle, die im Wallis seit Jahrhunderten zur Bewässerung genutzt werden. Sie verlaufen entlang steiler Bergflanken und ermöglichen die Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen.

Für Wanderer bieten die Suonen beeindruckende Wege mit spektakulärer Aussicht. Viele der Suonen sind heute für Besucher zugänglich und bieten ein einzigartiges Erlebnis inmitten der Bergwelt des Wallis. Eine Suonenwanderung ist eine fantastische Möglichkeit, die Schönheit der Landschaft zu geniessen und gleichzeitig mehr über die Geschichte der Region zu erfahren.

Ausgangspunkt Ausserberg

Startpunkt der Wanderung ist am Bahnhof Ausserberg. Wir folgen der Beschilderung Richtung ‚Ze Steinu‚. Die ersten 1,5 Stunden verlaufen unspektakulär auf einem geteerten Fahrweg. Dann kommen wir an ein großes Schild, auf dem wir auf das UNESCO Welterbe ‚Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch‘ aufmerksam gemacht werden.

Immer den Suonen nach

Ab hier startet die eigentliche Suonenwanderung hinein ins Baltschiedertal entlang der Suone Niwärch. Das Wasser plätschert munter vor sich hin und der Weg führt schmal nebenher. Bereits nach wenigen Metern wird klar, warum ausdrücklich auf absolute Schwindelfreiheit hingewiesen wird. Neben dem Weg klafft nämlich nur eins – der Abgrund.

Es ist an sich kein schwieriges Gelände. Der Weg ist schmal, aber ohne Steigung. Dennoch kommen bei Biene rasch mulmige Gefühle auf. Vor allem als nach kurzer Zeit der erste Kännel zu begehen ist. An dieser Stelle ist der Fels so steil, das es nicht möglich war, den Wasserlauf in Fels zu schlagen. Deshalb hat man hier einen ausgehöhlten Baumstamm in die Wand gehängt, durch den das Wasser fliesst. Neben dem Kännel ist ein Brett angebracht, das an dieser Passage den Wanderweg darstellt. Eine äußerst luftige Angelegenheit. Festhalten kann man sich an einem dicken, aber labberigen Seil. Ausrutschen ist definitiv nicht empfehlenswert, was gar nicht so einfach ist, wenn es einem angesichts der Höhe schwummerig wird.

Kurz nachdem der Kännel überwunden ist, betritt eine Mure die Bühne. Der Hang ist abgerutscht. Großteils geht bereits ein Trampelpfad hindurch, aber eine Stelle scheint nochmal nachgerutscht zu sein. Hier helfen auch Tobis größte Überredungskünste nichts. Biene weigert sich, weiter zu gehen. Einen Panikanfall später sieht Tobi enttäuscht ein, dass Umkehren angesagt ist.

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Plan B – durch den Stollen

Zum Glück kann Biene einen Plan B aus dem Hut zaubern. Und der führt durch einen Stollen. Seit 1975 wird Ausserberg durch diesen mit Wasser versorgt. Die Stirnlampen haben wir in weiser Voraussicht dabei. Ohne Licht müsste man sich an der Wand entlang tasten, was bei 1,5 Kilometern Wegstrecke eine langwierige Angelegenheit sein dürfte. Der Tunnel führt schnurstracks auf gutem Weg geradeaus. Nicht schwindelfreie Wanderer oder Familien mit kleineren Kindern sollten sich direkt für diese Variante entscheiden. Außer ein paar Pfützen, seltsamen Schlieren an der Wand und hin und wieder einem Grummeln vom Stollentroll lauern keinerlei Gefahren.

Am Ende des Stollens ist man auch fast schon am Kulminationspunkt der Wanderung – Ze Steinu – angelangt. Es gilt noch ein vereistes Altschneefeld zu durchqueren, in das Tobi freundlicherweise ein paar Stufen für seine Dame geschlagen hat. So soll es sein!

Auf der anderen Talseite geht es nun ebenfalls an der Suone Gorperi entlang zurück durchs Baltschiedertal in Richtung Eggerberg. Das Gebüsch am Wegesrand darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dahinter viele Meter abwärts geht. Auf den Weg achten ist durchaus angebracht, wie auch eine Gedenktafel an eine abgestürzte Wanderin zeigt.

Es geht einige Male durch kleine in Fels geschlagene Tunnel. Wir passieren idyllische Wasserfälle. Tobi gibt sich alle Mühe, sie naturgetreu aufs Bild zu bringen, aber das ist gar nicht so einfach. Manche Motive muss man sich einfach in natura anschauen – also: diese Wanderung nachmachen!

Gegen Ende der Suonenwanderung kommt nochmal eine ganz spannende Stelle. Ein etwa 15 Meter langer Kännel kann über dem Abgrund begangen werden. Auf eigene Gefahr versteht sich. Für alle, die sich dieser Gefahr lieber nicht aussetzen wollen, gibt es einen kurzen Tunnel. Keine Frage – Tobi stellt sich der Mutprobe und begibt sich auf den Holzbalken. Der wirklich tiefe Abgrund, lässt selbst seine sonst so stabilen Knie weich werden. Ungewohnt langsam tappt er voran und bleibt beim Umgreifen am Geländer sogar stehen. So vorsichtig kennt man ihn sonst gar nicht. Biene erwartet ihn auf der sicheren Seite und ist froh, als sie ihn endlich in die Arme schliessen kann. Leider hatte Tobi sowohl Foto als auch Handy am Mann, so dass wir kein Beweisfoto zur Schau stellen können. Und nur fürs Foto nochmal auf den Balken steigen wollte er dann auch nicht. Man soll das Schicksal nicht herausfordern.

Der Rest des Weges birgt keine besonderen Vorkommnisse. Wir zuckeln gemütlich zum Bahnhof Eggerberg, um mit dem Zug zurück nach Ausserberg zu fahren.

Fazit: bei dieser Wanderung geht es zwar nicht als nuff, doch sie bietet mal ganz andere Reize als eine Gipfel- oder Hüttenwanderung. Also eine super Sache, um etwas Abwechslung in den Wanderalltag zu bringen.