Biene

Biene

Die Autorin dieses Artikels

Hallo! Ich bin Sabine, deine Expertin für Genusswanderungen und immer auf der Suche nach den schönsten Aussichten und chilligsten Plätzen in der Natur, maximal im mittleren Schwierigkeitsbereich




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Er ist das Wahrzeichen des Yosemite Nationalparks in Kalifornien: der Half Dome (2693m). Der majestätische Felsen zieht Jahr für Jahr viele Wanderern an, die den anspruchsvollen Aufstieg zum Gipfel wagen, um atemberaubende Ausblicke auf das Tal und die umliegenden Berge zu geniessen.

Doch die Besteigung des Half Dome (insbesondere der Schlussanstieg) ist nicht für jedermann geeignet und erfordert eine gewisse Vorbereitung und Erfahrung. In diesem Artikel werden wir die Erfahrungen von unserer Half Dome Wanderung teilen und Tipps geben, die man bei der Planung und Durchführung dieser Wanderung beachten sollte.

Toureninfo

Start:

Ziel:

Dauer:

Distanz:

Aufstieg:

Abstieg:

Wegverlauf:

Einkehrmöglichkeiten:

Anforderungen:

Ausrüstung:

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Typisch Kalifornien: Sommer, Sonne, Strand
Typisch Kalifornien: Sommer, Sonne, Strand

Permit für den Aufstieg

Unsere Unterkunft in der Yosemite Valley Lodge (man gönnt sich ja sonst nichts) haben wir schon lange im Voraus gebucht. Das Ergattern eines Permits für die Half-Dome-Besteigung ist im Vorfeld bedauerlicherweise weniger erfolgreich gelaufen. Wir  haben nämlich keines bekommen. Unsere einzige und letzte Hoffnung ruht jetzt auf der Daily Lottery. Du fragst dich jetzt vielleicht, was es mit diesen Permits auf sich hat. Aus der Schweiz kennen wir das Konzept schliesslich nicht, dass die Anzahl der Wanderer auf einer Route begrenzt ist.

In den USA dagegen ist es üblich, dass für beliebte Trails die Anzahl der zugelassenen Wanderer beschränkt wird. Das ist einerseits eine tolle Sache, weil dadurch eine Überbevölkerung der Routen verhindert wird. Andererseits kuckt man eben in die Röhre und muss umplanen, wenn man kein Permit erhält.

Für die Besteigung des Half Dome braucht man grundsätzlich ein Permit sobald die Seilsicherungen (‚Cables‘) verlegt sind. Diese sind zwischen Ende Mai und Mitte Oktober installiert und werden über den Winter abmontiert. Wenn die Seile unten sind, benötigt man kein Permit – allerdings ist diese Variante extrem gefährlich und auf keinen Fall zu empfehlen.

Maximal 300 Wanderer dürfen pro Tag den Half Dome erklimmen. Es gibt 2 Permitvarianten:

Half Dome Permit für Tageswanderer

Dieses Permit berechtigt dazu, den Half Dome im Rahmen einer Tageswanderung zu besteigen. Eine Übernachtung ist in dem Fall nicht erlaubt. Der Spass kostet 10USD bei Antragstellung und nochmals 10 USD pro Person, wenn man tatsächlich ein Permit bekommt.

Preseason Lottery

Die erste Möglichkeit an ein Tagespermit zu kommen ist die Preseason Lottery. Die Bewerbungsfrist für dafür ist jeweils vom 1.-31.März. Etwa Mitte April erhält man dann Bescheid, ob man zu den Glücklichen zählt, die eines der Permits ergattert haben. Falls nicht, ist das noch kein Grund, das Unternehmen ‚Half Dome‘ abzuschreiben, denn es gibt auch noch die Daily Lottery.

Daily Lottery

Im Rahmen der Daily Lottery werden täglich weitere Permits verlost. Man kann sich dafür zwei Tage vor dem gewünschten Wandertag bewerben. Diesmal meint es Fortuna gut mit uns – wir sind stolze Gewinner eines Permits für die Besteigung des Half Dome als Dayhike, also an einem Tag.


Alle Informationen zu den Permits und Kontaktdaten für die Lottery-Bewerbung findet ihr unter diesem Link


Half Dome Permit für Backpacker

Wer auf dem Little Yosemite Valley Campingplatz übernachten und die Tour als Zweitagestour machen will, braucht zusätzlich noch ein Wilderness Permit. Da die Half-Dome-Tour als Tagestour sehr lang ist, ist es durchaus eine Überlegung wert, eine Übernachtung einzubauen. Zusammen mit dem Wilderness Permit kann (und sollte) man die Genehmigung für den Half Dome beantragen.


Alle Informationen zum Permit für Backpacker gibt es unter diesem Link


Aufbruch am Trailhead in aller Frühe

Am Tag des Geschehens klingelt um 4 Uhr der Wecker. Wie verrückt muss man eigentlich sein, im Urlaub so früh aufzustehen? Schnell einen Happen frühstücken, in die Wanderklamotten gehüpft und schon geht es los. Um 4.40 Uhr starten wir am Trailhead-Parkplatz in der Nähe von Curry Village. Es ist noch tiefste Nacht. Fernab jeglicher Zivilisation leuchten die Sterne in einer Intensität, wie wir es noch nie erlebt haben. Staunend bewundern wir den Himmel. Doch dann müssen wir los. Ein weiter Weg liegt vor uns.

Ein Geist? Aufbruch zum Half Dome am frühen Morgen
Ein Geist? Aufbruch am frühen Morgen

Auf dem Mist-Trail vorbei an den Vernal Falls

Mit Stirnlampen ausgerüstet machen wir uns auf den Weg. Der erste Teil der Strecke ist auf Turnschuh- und Sandalentouristen ausgelegt. Breit und asphaltiert. Wir kommen schnell voran.

Auf dem Mist-Trail geht es in Richtung Vernal Falls. Der Trail verdankt seinen Namen dem dichten Wassersprühnebel, der von der Vernal Falls erzeugt wird.

Toilettenhäusle - es gibt mehrere unterwegs
Toilettenhäusle – es gibt mehrere unterwegs

Der Pfad führt entlang des Merced River und windet sich durch üppige Wälder, bevor er an den Fuße der Vernal Falls gelangt. Als wir uns den Vernal Falls nähern, dämmert es allmählich und wir können die Stirnlampen ausschalten. Genug Glühwürmchen gespielt für heute.

Die Vernal Falls sind über den Sommer ziemlich ausgetrocknet und haben mit dem tosenden Wasserfall, den man von Bildern her kennt, nichts gemeinsam. Ein träges Rinnsal ist noch übrig geblieben und plätschert vor sich hin. Im Frühling sieht das Ganze mit Sicherheit bedeutend spektakulärer aus. Der Wasserfall stürzt dann spektakulär 97 Meter in die Tiefe und erzeugt dabei eine beeindruckende Gischt.

Vor den Vernal Falls - PapaMufflon mit Glatze
Vor den Vernal Falls – Tobi mit Glatze

Die zahlreichen in Fels gehauenen Stufen am Wasserfall hoch sind schnell erklommen. Noch ein Stück geht es auf dem Mist-Trail weiter bis wir am nächsten Klohäusle auf den John-Muir-Trail abbiegen. Auf dem ganzen Weg sind übrigens in regelmäßigen Abständen Toiletten zu finden. Sehr angenehm für Wanderer mit schwacher Blase.

Unsicher, welche Ausstattung bei dieser Wanderung nötig ist?
Hier geht’s zur Packliste für Tageswanderungen!

Der John-Muir-Trail

Nach etwa 3,5 Stunden passieren wir den Little Yosemite Valley Campingplatz. Wem die Half Dome Besteigung als Tagestour zu viel ist, der kann hier eine Übernachtung einlegen und die Tour auf 2 Tage verteilen. Wenn man es gediegender angehen will, eine durchaus gute Idee.

Wald Yosemite NP - Half Dome

Es geht noch eine ganze Weile auf gutem Wanderweg durch den Wald. Dann gelangen wir an die Granitgrenze, ab der es auf dem blanken Fels weitergeht.

Blick vom Subdome zum Half Dome
Blick vom Subdome zum Half Dome

Etwa in der Gegend steht wohl normalerweise auch der Ranger herum, der die Permits kontrolliert. Apropos Permit…wir haben uns zwar brav eines besorgt, haben es aber vor lauter Euphorie verdaddelt, es auszudrucken. Sprich – wir haben schwarz auf weiß keinen Beweis, dass wir uns legal in Richtung Half Dome bewegen. Tobi meint, dass der Ranger in der digitalisierten Welt bestimmt direkt online nachkucken kann, dass wir ein Permit haben. Im Nachhinein gibt er aber zu, dass er daran selbst nicht geglaubt hat. Es ist unser Glück, dass wir so früh dran sind, dass noch kein Ranger Posten bezogen hat. So können wir uns ungehindert auf den nun über Granit führenden vorletzten Anstieg begeben.

Aufstieg zum Subdome - im Hintergrund der Half Dome
Aufstieg zum Subdome

Half Dome Schlussanstieg – So steil sind also 47°…

Und dann erreichen wir sie: die berühmt berüchtigten Cables. Zwei dicke Stahlseile, die einen die letzten 150 Höhenmeter bis zum Gipfel leiten. Stellenweise über 47° steil. Auf ein kleines Papier mit dem Geodreieck gezeichnet wirkt das eigentlich ganz harmlos. Wenn man in der Realität vor einer ganzen Wand in dieser Steigung steht, sieht das ganz anders aus. Es ist sausteil. Und fast ausschließlich blanker, schon etwas speckig gelaufener Fels ohne großartige Risse und Stufen, die Halt gewähren. Keine zehn Pferde würden Biene unter normalen Umständen dort hochbekommen. Doch hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist die Abenteuerlust geweckt. Außerdem will man sich schließlich nicht zu Hause die Blöße geben und erzählen müssen, dass man gekniffen hat.

Beginn der Seilsicherung zum Half Dome
Beginn der Seilsicherung

Am Beginn der Cables liegt ein großer Haufen Handschuhe bereit. Es ist dringend zu empfehlen, sich hier zu bedienen. Ohne Handschuhe wird es unangenehm für die zarten Hände. Denn die Seile dienen nicht als Geländer, an dem man mal kurz die Hand auflegt. Man muss schon kraftvoll zupacken, wenn man nicht die Wand hinabkullern will. Wir hatten zwar unsere Klettersteighandschuhe dabei, haben aber trotzdem noch welche von diesen Handwerkerhandschuhen übergezogen. Bei denen sind dann auch die oberen Teile der Finger geschützt, die aus den Klettersteighandschuhen rauskucken.

Wir halten uns nicht lange mit Nachdenken auf. Sonst überlegt es sich Bienchen noch anders. Also die Handschuhe übergestreift, noch zwei absteigende Wanderer durchgelassen und dann geht es auf in den Kampf. Die ersten paar Meter sind zum Eingewöhnen. Dann wird es immer steiler. Uiuiui, bloß nicht nach unten sehen. Und auf keinen Fall das Seil loslassen.

Half Dome Cables
Half Dome Cables

In Action ist der Aufstieg steiler und anstrengender als Bilder es vermuten lassen. Alle paar Meter liegt eine Holzlatte quer, bei der es möglich ist, Halt zu machen, neue Kräfte zu sammeln und ggf. Gegenverkehr durchzulassen. Dann geht es mit Schwung weiter zur nächsten Holzlatte. Im letzten Drittel gibt Tobi Biene Antriebshilfe und schiebt von hinten an. Mit puddinggleichen Armen erreichen wir den Gipfel auf 2693 Metern. Gedrängelt werden muss nicht, denn auf dem Plateau des Half Dome gibt es genug Platz für alle.

Blick zur Sierra Nevada vom Half Dome
Blick zur Sierra Nevada vom Half Dome

Die Aussicht entschädigt für alle Mühen. Man hat einen herrlichen Blick übers Yosemite Valley. Tobi fotografiert eifrig in alle Himmelsrichtungen. Wir posieren auf dem legendären Felsvorsprung. Dann wird erst mal eine Runde chillaxed.

Familie Mufflon auf dem Felsvorsprung am Half Dome
Todesmutiges Posieren am Abgrund
Yosemite Valley vom Half dome

Nach etwa einer Stunde machen wir uns an den Abstieg. Es kostet  Überwindung und eine Portion Mut, sich in die steile Wand zu begeben. Und: So anstrengend es war, sich an den Seilen nach oben zu hangeln, so kraftraubend ist es, sich daran nach unten abzuseilen.

Vor dem Abgrund am Half Dome
Vor dem Abgrund – es erfordert etwas Mut, den Abstieg anzugehen

Spätestens jetzt sind wir froh, dass wir ein paar der ausliegenden Arbeitshandschuhe dabei haben. Die geben den nötigen Grip und schonen die zarten Hände vor Verbrennungen. Mittlerweile erreichen immer mehr Leute den Gipfel, so dass wir mehr Gegenverkehr haben als beim Aufstieg. Biene landet das ein oder andere Mal in den kräftigen Armen eines Aufsteigers. Das ist der Vorteil eines noch einigermaßen jugendlichen Knackarschs – jeder Mann greift unverzögert beherzt zu.

So abenteuerlich der Drahtseilakt ist – wir sind froh als wir wieder die Basis erreichen und festen Boden unter den Füßen haben. Und ganz schön geschafft. Doch es stehen noch etwa 4,5 Stunden Rückweg an.

Baumstumpf

Abstieg auf dem John-Muir-Trail

Die Beine werden mit der Zeit immer schwerer und wir legen einige ausgiebige Pausen ein. Um nicht komplett denselben Rückweg zu haben, bleiben wir diesmal auf dem John-Muir-Trail. Ein Highlight auf dem John-Muir-Trail sind die Nevada Falls. Der Weg hat den Vorteil, dass man es an vielen Stellen einfach laufen lassen kann.

Die Nevada Falls sind beeindruckende Wasserfälle mit einer Fallhöhe von über 180 Metern Höhe. Jetzt im Spätsommer ist von dem Zauber wenig übrig, aber im Frühsommer sind die Nevada Falls ein tolles Naturschauspiel.

Half Dome mit Nevada Falls
Half Dome mit Nevada Falls

Je näher wir dem Ende kommen, umso mehr füllt sich der Weg mit Tagestouristen, die einen der Wasserfälle begutachten wollen. Wir nähern uns der Zivilisation. Um 17:30 Uhr erreichen wir mit schmerzenden Füßen und hängender Zunge, aber stolz geschwellter Brust den Trailhead, an dem wir vor Tagesanbruch zu unserem Abenteuer gestartet sind. Ein unvergesslicher Tag liegt hinter uns. Er hat uns viel abverlangt an Durchhaltevermögen, Mut und Kraft. Und uns noch viel mehr gegeben – traumhafte Landschaft, unberührte Natur, Stolz über die eigene Leistung.

Ein Squirrel
Ein Squirrel

Damit ist unsere Mission Yosemite NP erfolgreich abgeschlossen. Am nächsten Tag setzen wir unseren USA Road Trip fort in Richtung Sequoia NP zu den Mammutbaumriesen.

Gewaltige Mammutbäume im Sequoia Nationalpark
Gewaltige Mammutbäume im Sequoia Nationalpark

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